WoW ist mittlerweile fast 18 Jahre alt und an wenigen Dingen kann man das so gut sehen, wie am verstaubten Interface. Das beginnt bei der seltsamen Positionierung der Elemente – wer zur Hölle will den aktuellen Gegner im oberen linken Bildschirmeck angezeigt bekommen? – und geht weiter über die veraltete Optik und die mangelnden Einstellungsmöglichkeiten bis zur fehlenden Skalierungsoption.
In all den vergangenen Erweiterungen und Patches haben die Entwickler ihre Aufmerksamkeit aber stets lieber auf andere Dinge gerichtet und das Interface mit wenig Liebe bedacht. Das höchste der Gefühle war, als wir vor Jahren die Möglichkeit bekamen, endlich wenigstens einige der Elemente frei verschieben zu können. Mit WoW: Dragonflight wird sich das aber nun ändern.
Dringende Modernisierung
Mit Patch 10.0 gehen die WoW-Entwickler die dringend nötige Modernisierung des Interface an. Entgegen vieler Befürchtungen gibt es aber kein Stückwerk, sondern eine umfassende Überarbeitung. Dabei bleiben die Blizzard-Verantwortlichen auf den bekannten Pfaden und orientieren sich unverblümt an den Funktionen der beliebtesten Add-ons und packen diese einfach ins Originalspiel. Im Falle des Interface hat man sich UI-Add-ons wie ElvUI zum Vorbild genommen.
Statt aber einfach nur blind alle Funktionen von ElvUI zu integrieren, haben sich die Entwickler hingesetzt und überlegt, welche davon für die Mehrheit der WoW-Spieler relevant ist. Herausgekommen ist unser neues Dragonflight-Interface.
Langsamer Start, gelungenes Ende
Nachdem das neue Interface bereits im Rahmen der ersten Präsentation von Dragonflight durch die Entwickler angekündigt wurde, waren nicht nur wir auf die Umsetzung gespannt. Was uns dann in der ersten Alpha präsentiert wurde, war allerdings wenig beeindruckend. Die erste Version des neuen Interface bestand aus dem alten Interface, das mit einer Bearbeitungs-Funktion ausgestattet wurde. Die einzige Option des Features bestand in der freien Positionierung von einer Handvoll an Elementen.
Mit jedem weiteren Alpha- oder Beta-Build nahm das neue Feature aber immer mehr an Form an. Kaum ein Update, in dem nicht auch das neue Interface um die eine oder andere Funktion erweitert wurde. Stück um Stück wuchs die Bearbeitungsoption immer weiter an und ist jetzt, am Ende der Beta, endlich ein vollwertiges Feature geworden.
Funktionen des Interface
Listet man nur die Funktionen des neuen Interface-Features auf, klingt das gar nicht mal so spektakulär. Wir können nun die einzelnen Elemente in Größe und Position frei verschieben. Das war es auch schon fast. In der Praxis ist das aber eine wichtige Sache und der Grund, warum bisher so viele Spieler auf Interface-Add-ons zurückgreifen.
Was: gebufft
Zudem können wir bei einigen, wenigen Elementen auch die Optik leicht anpassen. Wir dürfen etwa die Drachen unserer Aktionsleisten ausblenden oder die Anzeige unseres Schlachtzugs verschieden sortieren. Im Bereich der Optik einzelner Elemente sind die Optionen aber noch sehr überschaubar und entsprechen noch nicht dem, was die Entwickler damals angekündigt haben.
Einfache Bedienung
Der größte Vorteil des neuen Interface ist aber die beinahe idiotensichere Bedienung. Ihr aktiviert den Bearbeitungsmodus und könnt dort per Drag&Drop alle Elemente dorthin schieben, wo ihr sie haben wollt. Ein Klick auf eines der Elemente öffnet das jeweilige Optionsfenster, in dem ihr weitere Einstellungen vornehmen könnt. Dazu gehört die Anpassungen der Größe, Ausrichtung, Abstand, Sortierung oder was auch immer sich alles einstellen lässt. Damit sollte das komplette Anpassen des Interface an die eigenen Wünsche keinen WoW-Spieler mehr überfordern.
Was: gebufft
Nur in ganz wenigen Ausnahmefällen gibt es weitere Einstellungen, die ihr nicht direkt hier vornehmen könnt. Dazu gehört insbesondere das Aktivieren weiterer Aktionsleisten. Übrigens bekommen wir in Dragonflight noch weitere Leisten hinzu. Insgesamt stehen uns dann acht Aktionsleisten zur Verfügung.
Speichern und Verknüpfen
Während Einsteiger und Wenigspieler sich ihr Interface einmal zurechtschieben und dann wahrscheinlich nie wieder anfassen, haben Vielspieler mitunter ganz andere Anforderungen. Wer viel Zeit in WoW (jetzt kaufen ) verbringt, beschäftigt sich in der Regel nicht nur mit verschiedenen Inhalten, sondern spielt auch noch unterschiedliche Klassen, Spielweisen und Rollen. Und wie jeder erfahrene WoW-Veteran weiß, muss das Interface eines Heilers ganz andere Dinge anzeigen als das Interface eines Tanks oder Schadensausteiler.
Da ist es natürlich praktisch, dass ihr gleich mehrere Interface-Einstellungen haben könnt. Diese sind in sogenannten Layouts abgespeichert und sie werden automatisch mit den jeweiligen Spielweisen eurer Klasse verknüpft. Wechselt ihr also vom Wächter-Druiden auf den Wiederherstellung-Druiden, dann wechselt das Interface komplett mit.
Ihr könnt aber auch noch viele andere Interface-Layouts erstellen und zwischen ihnen wechseln. Mancher von uns möchte vielleicht das Fenster mit den Quests im Raid oder Dungeon lieber winzig haben, beim Questen aber größer und zentraler. Oder ihr schiebt die Karte Richtung Mitte, wenn ihr Kräuter farmen wollt. Ganz zu schweigen vom PvP, wo ihr verschiedene Buffs und Debuffs sicherlich besser präsentiert haben wollt als klein oben in der Ecke versteckt. Eure Möglichkeiten sind kaum begrenzt und der Wechsel zwischen den verschiedenen Layouts geht mit wenigen Klicks von der Hand. Nur außerhalb des Kampfes solltet ihr sein.
Exportieren und Importieren
Praktischerweise müsst ihr euch aber nicht alle Layouts jedes Mal selbst erstellen. Ähnlich wie bei den Talent-Loadouts könnt ihr euer gesamtes Interface nicht nur abspeichern, sondern auch mit euren Mitspielern teilen. Dafür lässt sich eure Interface-Einstellung über einen Teilen-Knopf in eine Zeichenkette verwandeln, welche automatisch in die Zwischenablage kopiert wird. Übernimmt ein anderer Spieler diese Zeichenkette und importiert sie wiederum in seinem Spiel, hat er euer komplettes Interface übernommen.
Was: gebufft
Das funktioniert in der Praxis erstaunlich gut. Lediglich, wenn die beiden Spieler mit unterschiedlichen Auflösungen oder Seitenverhältnissen spielen, kann es vereinzelt mal zu Problemen kommen.
Schwächen? Kaum.
Ganz davon abgesehen, dass wir keine verschiedenen Designs bekommen haben, ist das neue Interface keinesfalls perfekt und hat einige Schwachstellen. Viele davon dürften aber eher die ambitionierten Spieler betreffen. So lassen sich einzelne Debuffs oder Buffs nicht unterschiedliche anzeigen und ihr könnt deren Erscheinungsbild nicht beeinflussen – also keine Balken statt Icons zum Beispiel. Auch in Sachen dynamische Sortierung von Buffs, Mitspielern oder dergleichen fehlen sämtliche Optionen, genau wie eine Blacklist für Buffs/Debuffs im Raidframe.
Für die meisten Spieler bietet das neue Interface aber das, was sie sich wünschen: mehr Flexibilität und Freiheit bei der Gestaltung des UI, ohne dabei aber so komplex oder unzugänglich zu sein, wie die gängigen Interface-Add-ons. Angesichts dessen kann man eigentlich nur sagen: Fast alles richtig gemacht, Blizzard! Wenn sie uns jetzt noch verschiedene Optiken bieten, unter anderem unterschiedliche Texturen und Designs der Lebensbalken, dann wären alle glücklich.