Wie. Konzentration am oberen Limit. Durchgehend, 15 Minuten lang. So lange dauert in etwa ein Spiel in der Virtuellen Bundesliga (VBL). Ein mentaler Kraftakt. „Es spielt sich alles im Kopf ab“, sagt Marvin Schmidt-Tychsen (23). „Derjenige, der im Kopf am stärksten ist und die Konzentration hochhalten kann, wird die Spiele gewinnen.“
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Schmidt-Tychsen ist einer der E-Sportler von Holstein Kiel, die sich derzeit auf die neue Saison in der Virtuellen Bundesliga (VBL) vorbereiten. Gespielt wird die neueste Version der bekannten Videospielreihe „Fifa“. Ende September kam das jüngste Spiel auf den Markt, am 15. November sind die Störche zum Saisonauftakt gegen Hansa Rostock und Bayer 04 Leverkusen gefordert. Viel Zeit, um sich auf die neuen Gegebenheiten des Spiels einzustellen, bleibt also nicht.
Auch wenn die Basics bei den E-Sportlern sitzen, bringt jedes Spiel neue Mechaniken mit sich. So sollen in „Fifa23“ etwa die Außenristschüsse vielversprechender sein. Wo der Fußball auf dem Rasen immer gleich funktioniert, verändert sich der E-Football jährlich. Eine Herausforderung.
E-Sportler von Holstein Kiel in der „intensivsten Phase des Jahres“
„Die Vorbereitung ist die intensivste Phase des Jahres, weil man sich mit dem neuen Spiel auf viele neue Dinge einstellen muss“, so Schmidt-Tychsen, der nebenbei an der Uni im Fach Sozioökonomik eingeschrieben ist. „Das ist schon ein hartes Stück zusammen mit dem Studium.“ Enorm viel Zeit wird in einen Mix aus Trainingsspielen und Videoanalysen investiert. Ein Coach in beratender Funktion steht ihm zur Seite, um Spielszenen vor- und nachzubesprechen. Doch letzten Endes gilt wie auf dem echten Rasen: „Sich Spielpraxis zu holen, ist das A und O.“
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Spielpraxis für eine neue Saison, die besser verlaufen soll als die vergangene. So lautet das erklärte Minimalziel der E-Sportler von Holstein Kiel. Zuletzt landeten die E-Storks auf dem letzten der 13 Plätze in der Division Nord/West. Für die neue Saison hat man sich im Kieler Lager viel vorgenommen. „Der Traum wäre es, die Top-7 anzugreifen“, sagt Teammanagerin Eileen Wunderlich, die im vergangenen Jahr vom E-Sport-Team von Hannover 96 an die Förde kam.
Ein entscheidender Faktor könnten dabei die „deutlich verbesserte Trainings- und Spielvoraussetzungen“ in der neuen Spielstätte im Grasweg sein. Erst seit wenigen Tagen stehen dort die Tische und Stühle, die speziell für das Gaming angefertigt sind, an Ort und Stelle. Der Umzug vom Co-Working-Space in die eigenen vier Wänden ist abgeschlossen, der Duft des Neuen liegt noch förmlich in der Luft.
Schmidt-Tychsen: „Das Internet ist wie der Rasen für die Profis“
Die Spielstätte ist Trainingszentrum und Stadion zugleich. Hier wird trainiert, gespielt und gestreamt. Grundvoraussetzung dafür ist eine schnelle, stabile Internetverbindung über ein eigenes Glasfaserkabel. „Das Internet ist wie der Rasen für die Profis“, sagt Schmidt-Tychsen.
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Und auch ein personeller Umbruch soll dabei helfen, die sportlichen Ziele zu erreichen. „Wir haben das Team aufgrund der Ergebnisse der letzten Saison umgestellt“, erklärt Wunderlich. Mit Landesmeister Colin Völter (20) und SH-Vizemeister Florian Wilhelm (24) verstärken zwei Nordlichter das Team. Zudem wechselte Jeffrey Kwame Aninkorah (19), ausgebildet in der E-Sports-Akademie des Hamburger SV, zu den E-Storks. In einem Trainingslager wurde zuletzt am Wir-Gefühl gearbeitet, sich aufeinander abgestimmt, an und neben der Konsole. „Es ist sehr wichtig, dass man sich im Team auch neben der Konsole versteht“, so Schmidt-Tychsen.
Lizenzspieler und E-Sportler: Jonas Sterner weiterhin im Kader
Der 23-Jährige ist seit 2020 am KSV-Controller aktiv und in Zeiten der Personalrochade so etwas wie die Konstante bei den E-Storks. Genau wie Lizenzspieler Jonas Sterner (20), der weiterhin sowohl in der Zweiten Fußball-Bundesliga als auch in der VBL auf Torejagd geht, sofern es die zeitliche Verpflichtung eines Profis zulässt. Am Beispiel Sterner zeigt sich, wie die Verzahnung von E-Sport und klassischem Fußball aussehen kann.
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Und ganz nebenbei hat Sterner als Profifußballer der KSV unmittelbar Einfluss auf die VBL-Laufbahn der E-Storks. Nur Erst- und Zweitligisten steht die Teilnahme an der VBL zu. Ein Abstieg der Störche würde zeitgleich den Abstieg der Storks bedeuten. Teammanagerin Wunderlich bringt es auf den Punkt: „Ohne den Fußball auf dem Rasen würden wir ja gar nicht stattfinden.“
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Momentan sprechen die derzeitigen Leistungen der Fußballer allerdings für Planungssicherheit. Nicht unwichtig in einer sich rasant entwickelnden E-Sports-Welt.