EA Sports lädt zur nächsten Eishockey-Saison – mit Crossplay, Frauen-Teams und kleineren Verbesserungen. Aber wie viel steckt im alljährlichen Sport-Update?

Der Herbst rückt näher und damit auch die Saison für die alljährlichen Lizenz-Updates von EA Sports. Über „FIFA 23“ berichteten wir ausführlich in den vergangenen Wochen und konnten es sogar anspielen. Für „NHL 23“ gab es lediglich eines ausführliche Entwicklerpräsentation samt anschließender Fragerunde. Für einen ersten Eindruck reichte der Reveal-Event aber allemal aus.

Ähnlich wie bei „FIFA 23“ zeigt sich die Eishockey-Simulation so inklusiv und divers wie möglich. Deshalb gibt es auch hier gleich zwei Cover-Athleten: Auf der einen Seite den Shooting-Star der Anaheim Ducks Trevor Zegras und auf der anderen die kanadische Nationalspielerin Sarah Nurse. Allerdings geht man in „NHL 23“ noch einen Schritt weiter und integriert die Frauen auch im großen HUT-Modus. Die aktualisierten Stats gelten dabei geschlechterübergreifend.

Aber wie steht es mit dem Rest des Spiels: Wagt EA Sports nach Jahren der Stagnation auf einem hohen Niveau endlich wieder mehr Mut zum Risiko oder betreibt man in erster Linie Fanservice und Feintuning?

Modernes Eishockey

EA Sports präsentiert in „NHL 23“ keinen großen neuen Modus oder grundsätzliche Veränderungen, sondern passt Gameplay, Präsentation und Spielarten an. Auf dem Eis soll es dynamischer zugehen als zuvor. Zu diesem Zweck variiert man die Puckführung. War in „NHL 22“ die Plastikscheibe verloren, konnte man damit nichts mehr machen – selbst, wenn sie noch im Einflussbereich des Spielers war. Das ändert sich jetzt! Solange das Spielgerät noch in Reichweite ist, könnt ihr auch damit interagieren.

Doch da in diesen Momenten die Kontrolle dezent verloren geht, benötigt es spezielle Bewegungsabläufe. Und so integriert man Stolperer und Last-Minute-Aktionen wie Hechtsprünge und andere Manöver. Insgesamt kommen hier über 500 Animationen zusammen, die das Geschehen natürlicher und dynamischer machen sollen.

Was tut sich bei Gameplay und Spielmodi?

Okay, diese bisherigen Fakten klingen kaum nach den Features, für die man am 14. Oktober 2022 den Vollpreis bezahlen würde. Deshalb serviert euch EA Sports auch noch einige Anpassungen am Gameplay und den Spielmodi. So verbessert man beispielsweise das Verhalten der KI-Torhüter. Diese sollen nun deutlich aggressiver agieren und verfügen über 50+ eigene „Verzweiflungsmanöver“ sowie 350 neue Standardaktionen.

Die Verbesserungen bei der Computer-KI gehen Hand in Hand mit dem X-Factors-System der vergangenen Jahre. Gegnerische Teams erkennen nun die Fähigkeiten ihrer Mitspieler und versuchen diese besser zu nutzen. Hat also ein Kufenathlet das Talent „Truculence“, wird dieser in der Defensive aggressiv handeln und auf die Jagd nach Bodychecks gehen. Mit „Relentless“ (mehr Last-Minute-Aktionen) und „Skilled Up“ (bessere Lacrosse-Moves) kommen zwei neue X-Factors dazu.

Ähnlich wie in „FIFA 23“ erweitert EA Sports zudem die Strategieoptionen und fügt neue Powerplay- und Powerplay-Kill-Taktiken dazu. Damit auch Eishockey-Neulinge diese Taktiken verstehen, integriert man spezielle Tutorials. Als große „Modus-Erweiterung“ stellte man die neuen Customization-Werkzeuge für den Franchise-Modus vor. Im Klartext heißt das: Ihr stellt diese umfangreiche Spielart so ein, wie es euch passt und legt beispielsweise die Art des Turniers und die Anzahl der Mannschaften, aber auch Faktoren wie die Anzahl der Entscheidungsspiele pro Runde oder das Salary-Cap fest.

Für HUT Competition gibt es nun wechselnde Playlists mit unterschiedlichen Spielstilen und angepassten Belohnungen. Die Einbindung der IIHF-Frauen-Teams soll zudem für mehr Freiheiten sorgen, das eigene Team anzupassen. Hier betonten die Verantwortlichen immer wieder, dass die Stats und nicht das Geschlecht den Unterschied machten: „Eine 94 ist eine 94 – egal, ob Mann oder Frau.“

Optische Anpassungen

Auf dem Eis nimmt EA Sports – ähnlich wie in „FIFA 23“ – eine Reihe visueller und atmosphärischer Veränderungen auf. Das Publikum reagiert nun deutlich dynamischer auf die Geschehnisse auf dem Eis: Ein Sieg in der Over-Time wird sich daher anders anhören als zuvor. Dadurch sollen sich etwa auch Referee-Entscheidungen oder Powerplays wichtiger anfühlen. In Sachen TV-Präsentation gibt es neue Einführungsvideos inklusive Lichtshows und Einblendungen. Ein schöner Gag: Erzielt ihr einen Hattrick, werfen die Zuschauer wie in der Realität ihre Hüte und Mützen auf das Eis.

Davon abgesehen nimmt EA Sports Veränderungen an der Ausleuchtung und den Schattenwürfen vor. Das sieht man beispielsweise bei den Spielergesichtern, den Zuschauern oder auch während der Schwenks durch die Stadien und Plätze. Auf dem Eis wiederum zeichnen sich nun die Spuren im Verlauf der Matches deutlich ab, außerdem bleibt aufgekratztes Eis liegen. Bei dem Customization-Werkzeugen greift ihr auf metallische Oberflächen und neue Gegenstände wie Visiere und andere Extras zurück.

Wir sind gespannt, wie und ob sich diese vielen Detailverbesserungen auch wirklich auf die Gesamtpräsentation auswirken. Beim Live-Stream selbst waren die Unterschiede leider schwer auszumachen.

Crossplay ist auch dabei – kommt aber später!

Wie schon in „FIFA 23“ setzt EA Sports auch in der Eishockey-Simulation auf Crossplay – allerdings mit Einschränkungen. So können lediglich Besitzer der Versionen für die gleiche Konsolengeneration interagieren – also etwa PS4- und Xbox-One-Spieler. Im Crossplay gibt es aber keinen Koop-Multiplayer, sondern lediglich die Versus-Variante. Wer gemeinsam antreten möchte, benötigt weiterhin die gleichen Plattformen.

Immerhin: Crossplay erlaubt nicht nur Freundschaftsspiele, sondern beinhaltet auch die großen Spielarten Hockey Ultimate Team und EASHL. Ganz wichtig: Crossplay wird nicht zum Launch am 14. Oktober 2022 verfügbar sein! Aktuell plant EA Sports mit dem November 2022 für die Einbindung dieses Features.

Das Prädikat „Dienst nach Vorschrift“ wäre im Falle von „NHL 23“ sicherlich übertrieben. Allerdings vermissen wir die grundlegenden Veränderungen im Gameplay und auch in der Präsentation. Natürlich sind Optionen wie ein frei zusammenstellbarer Franchise-Modus für eingefleischte Hockey-Fans nett, aber die Anpassungen auf dem Eis selbst wirken bislang eher wie besseres Feintuning nach den Lehren der vergangenen Jahre.

Wird „NHL 23“ damit seine Vorgänger spielerisch übertreffen? Wahrscheinlich schon. Aber es fehlt eben auch dieses eine Killer-Feature, das den Kauf wirklich bedenkenlos rechtfertigt. Technische Verbesserungen, Crossplay und erweiterte Funktionen werden Fans überzeugen. Schließlich waren auch die „NHL“-Teile der vergangenen Jahre klasse spielbar.

Doch in Zeiten, in denen man jeden Euro zwei Mal umdrehen muss, könnte gerade „NHL 23“ mit einem derartigen Feintuning Teile seiner Community verlieren.

Weitere Meldungen zu NHL 23, Preview, Vorschau.

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