In den vergangenen Wochen, Monaten und Jahren haben sich die Trainer von Pokémon Go bereits häufiger über Dinge empört, die die Entwickler von Niantic scheinbar wahllos testen. Da gibt’s mal unterschiedliche Preise für Event-Tickets, da gibt’s sogenannte A/B-Tests für Spielfeatures. Oder aber im Ingame-Shop tauchen Boxen zu unterschiedlichsten Preisen und mit unterschiedlichsten Inhalten auf.
Von einer solchen Box berichten derzeit einige Pokémon-Go-Spieler in den gängigen Social-Media-Kanälen. Im Shop von Pokémon Go finden manche Trainer aktuell eine sogenannte Boost Box für 99 Pokémünzen. Und manche Trainer haben sogar gleich mehrere in der Ansicht, wie das Bild von Trainer MrHotTamale zu zeigen scheint.
Der Inhalt der einen Box: ein Premium-Raid-Pass und zwei Glückseier, Items im Wert von 260 Münzen. Der Inhalt der zweiten Box: eine Ei-Brutmaschine und eine Super-Brutmaschine, Items im Wert von 350 Münzen (via Mein-MMO). Der eine wie der andere Deal ist wirklich super für Spieler, die für wenige Pokémünzen ein paar Items haben wollen. Doch dieser Deal gilt eben nur für ausgewählte Trainer, also für diejenigen, die das Angebot überhaupt angezeigt bekommen. Nach welchen Faktoren die Trainer ausgewählt werden? Das weiß keiner. Und offenbar wollen die Entwickler dieses Wissen auch nicht mit den Spielern teilen. Das ist eine Art der Transparenz, die insbesondere die Spieler, die Geld für Pokémon Go bezahlen, gelinde gesagt, ankotzt.
Ist ja nicht das erste Mal …
Von solchen A/B-Tests sind die Leute bei Niantic große Fans, das lässt sich allein schon an den regional geblockten Softlaunch-Betas von aktuell Peridot oder zuvor vom abgesagten Transformers: Heavy Metal erkennen. Anders haben die Trainer von Pokémon Go das bereits bei den Überlegungen für den Verdienst von Pokémünzen erlebt: Deutschland war eine von drei Regionen, in denen die täglichen Minitasks für Pokémünzen freigeschaltet wurden. Anders als aktuell war es so möglich, über die Erledigung von kleinen Aufgaben die Ingame-Währung zu verdienen, statt ausschließlich über das Parken von Mon in Arenen. Weil das Feedback offenbar schlecht ausgefallen ist, Genaues wissen wir nicht, wurde dieser Test im Oktober des Jahres 2020 abgebrochen. Seither gab’s von der Front der Pokémünzen nichts mehr zu hören. Schade.
Gerade in diesem beschriebenen Fall hätte etwas Transparenz vonseiten der Entwickler gutgetan, denn dann hätten die Trainer womöglich Besserungsvorschläge einreichen können. So wurden nur die für die Entwicklung des neuen Systems aufgewandten Ressourcen quasi in den Mülleimer gekippt. Feedback von den Kunden zu sammeln und im besten Fall auch noch darauf zu reagieren, ist schließlich für jeden Dienstleister von Wichtigkeit. Oder man hätte das neue Pokémünzen-System einem breiteren Publikum zugänglich machen können, um weitere Daten zu erhalten. Denn dass sich Spieler eine weitere Möglichkeit zum Verdienen der Pokémünzen wünschen, ist hinlänglich bekannt.
Die Tests mit den unterschiedlichen Preisen
Natürlich sind unterschiedliche Preise für Boxen ebenfalls nichts Neues. Im Dezember 2021 gab’s eine Lockmodul-Box im Shopderen Preis zwischen 350 und 700 Pokémünzen rangierte – je nach Spieler erschien der Preis wie ausgewürfelt. Unterschiedliche Preise für Event-Tickets hingegen, wie etwa für die Johto-Tour im Februar 2022 sind meistens dem Umstand geschuldet, dass in den unterschiedlichen App-Stores – also App-Store für iOS und Google Play für Android – verschiedene Preise für Ingame-Käufe abgerufen werden und diese sich an der Provision orientieren, die für die Bereitstellung und Auslieferung via Store gelöhnt werden muss.
Dann wiederum hatten wir allerdings auch den Fall der wilden Ticket-Preise für die Echtwelt-Events zu den Pokémon Go Fests im Jahr 2022, die wieder einmal … wie ausgewürfelt wirkten. Und die wurden nicht über einen App-Store vertrieben.
Mal da, mal weg – und das Ergebnis?
Viele Trainer von Pokémon Go haben durchaus Verständnis dafür, dass die Entwickler dieses oder jenes Feature, diesen oder jenen Preis vorerst einem eingeschränkten Teil der Spielerschaft zugänglich machen. So bekommen die Niantics zumindest ein Gefühl dafür, was ankommt, und was nicht. Warum aber unter anderem die Rasteransicht der Itembox nicht gleich an alle Trainer geliefert wurde, verstehe ich nicht. Denn die kann man deaktivieren, wenn man sie nicht haben möchte, sondern den alten Look des Itembeutels vorzieht.
Und warum die oben erwähnte Boost Box nur einem bestimmten Teil der Spieler zur Verfügung steht, verstehe ich ebenfalls nicht, wenn es doch sogar zwei verschiedene sind. Das, was ich an dem A/B-Test-Vorgehen Niantics aber am wenigsten leiden mag ist, dass die Ergebnisse den Spielern nicht mitgeteilt werden. Welche Erkenntnisse erlangen die Entwickler bei A/B-Tests von Spielefeatures? Welche bei A/B-Angeboten von Boxen? Und wann erreichen wir endlich mal ein Ende der willkürlich erscheinenden Tests?
Gelegentlich mal eine offizielle Mitteilung, auf Basis welcher Daten die Spiel-Entscheidungen getroffen werden, das tut doch nicht weh, man muss dabei ja auch nicht ins Detail gehen. Das Thema Transparenz hatten wir mit Niantic ja bereits häufiger, und es macht den Anschein, als wäre die eigentlich löbliche Initiative der Niantic Task Force aus dem Jahr 2021in deren Rahmen sich Entwickler und Influencer austauschen, ohnehin längst hinfällig. Das Tl;dr dieses Textes ist übrigens: Schaut im Shop nach, vielleicht könnt ihr eine billige Boost Box kaufen.