Fortnite ohne Bauen? Was fast utopisch klingt, ist inzwischen Realität geworden – und könnte für Epic Games ein Epic Win auf mehreren Ebenen werden.

Casuals, eSportler und Zuschauer könnten von dem neuen Fortnite-Modus profitieren.


Casuals, eSportler und Zuschauer könnten von dem neuen Fortnite-Modus profitieren.

Epische Spiele


Das Bauen stellt seit jeher eine der zentralen Spielmechaniken Fortnites dar. Im „Zero Build“-Modus entfällt diese jedoch. Inzwischen laufen beide Varianten des Battle Royals von Epic Games parallel und erfreuen sich großer Beliebtheit. Grund genug für uns, im kicker eSport Talk Bilanz zu ziehen. Was macht den Reiz des neuen Spielprinzips in Fortnite aus? Wie verändert sich der eSport? Und wird das Game für Casuals zugänglicher?


Für Host Christian Gürth geht Fortnite „einen spannenden Weg“, der Potential hat: „Es ist ein supersmarter Schachzug. Es gibt mehr Fahrzeuge, Panzer und viel mehr Möglichkeiten der Mobilität.“ Games-Podcaster Kevin Blume nimmt durch „dieses klassische Shooter-Feeling“ eine Annäherung an altbekannte Konkurrenten wahr.

Einstiegshürden sinken


Dadurch wäre Blume, seines Zeichens Battlefield-Veteran, der Einstieg leichter gefallen. Ein entscheidender Unterschied zu Konkurrenten wie Call of Duty oder eben Battlefield liegt für ihn im Sinn des Spiels. Bei allem Ehrgeiz ginge es ihm in Fortnite auch als kompetitiven Spieler  nicht nur ums Gewinnen: „Dort habe ich noch so viel Kleinkram, den ich nebenbei machen kann und der mich einlädt, ein bisschen mehr casual zu spielen.“


Während für Gelegenheitsspieler die Einstiegshürde sinkt und neue Spieler dazukommen, dürfte sich die eSport-Szene durch den neuen Modus laut Max „Ego“ Eickhoff ebenso deutlich verändern. Der Manager der Fortnite Academy der österreichischen Organisation „Wave“ hat durch seine Kontakte zu professionellen Spielern festgestellt, dass „das Nicht-Bauen bei den eSportlern noch gar nicht als eSport angekommen ist“. Außerdem hätten „ganz neue Leute das Spiel angefasst und überhaupt erst wegen der Änderung angefangen.“


Die haben am Turniertag das erste Mal Fortnite gestartet und sind mit 25 Kills aus der Runde gegangen, weil sie aimen können.



Tatsächlich gab es bisher noch keine großen Turniere in der neuen Disziplin. Erstmals wird ein solches auf der DreamHack Anfang Juni stattfinden. Dort wird es zwei Fortnite-Turniere geben – jeweils eines in beiden Spielmodi.


Für Eickhoff könnte das Zero-Build-Turnier einige Überraschungen parat halten: „Ich kann mir vorstellen, dass da CS:GO- oder Valorant-Profis im Finale um 100.000 Euro spielen“. Eine Entwicklung, die ihm bereits bei Cups des Streamers Amar ‚Amar‘ Al-Naimi aufgefallen ist: „Da haben Valorant-Profis mitgespielt, die waren so gut, dass die beim zweiten Mal nicht mehr mitspielen durften. Die haben am Turniertag das erste Mal Fortnite gestartet und sind mit 25 Kills aus der Runde gegangen, weil sie aimen können.“


Neben neuen Spielern könnten im eSport aber auch die Zuschauer profitieren. Journalist Sebastian Johannes verfolgte einst als Videoredakteur für kicker eSport die erste Fortnite-WM und empfand das Erlebnis als Betrachter wenig erbaulich: „Ich bin es gewohnt, schnelle Games anzuschauen und habe noch weniger Probleme damit, wenn ich die Spiele selber aktiv spiele, aber ich habe bei Fortnite einfach nichts gerafft, obwohl ich sehr aktiv gespielt habe.“

Zuschauerfreundlicher eSport ohne Bauen


Das Problem für den Videospiel-Experten ist vor allem die mangelnde Übersicht: „Permanent ploppen Wände auf, ständig dreht sich die Ansicht um 360 Grad, mir hat total die Übersicht gefehlt.“ Mit einem Spectator-Modus, wie es ihn in CS:GO gebe, sei dies nicht ansatzweise zu vergleichen. Auch andere Präsentationsmöglichkeiten gestalten sich für ihn schwer: „Selbst mit einer fliegenden Drohne würdest du im Finale zweier Spieler nur Gebäude sehen, die irgendwo hochgehen.“


Ohne den Bau-Aspekt wäre der Fortnite-eSport für Johanssen aus Zuschauersicht daher  attraktiver: „Die Bilder wären viel ruhiger, weil die Spieler sich viel mehr auf die Gegner fokussieren müssten, anstatt auf das, was sie bauen.“ Für den 40-Jährigen steht fest: „Dann hätte ich wieder Bock, Fortnite-eSport zu gucken, weil ich raffe, was passiert“.


Eine wünschenswerte Entwicklung, die Epic Games in seiner nicht ganz risikoarmen Entscheidung bestätigen dürfte. Für den Softwareunternehmer könnte sich diese nun gleich in mehrfacher Hinsicht auszahlen: Indem Casuals, eSportler und Zuschauer gleichermaßen profitieren.



© der Artikelquelle

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert