Stand: 21.12.2022 05:00 Uhr

Der Videospielentwickler Epic Games muss wegen Verstößen gegen Kinder- und Datenschutzgesetze eine hohe Strafe zahlen. Dass es dazu kam, ist auch einem Schleswig-Holsteiner zu verdanken.

von Alexander Scheck

„Fortnite“ ist eins der erfolgreichsten Videospiele auch in Deutschland. Wegen Verstößen gegen Kinder- und Datenschutzgesetze in den USA muss der Videospieleentwicker Epic Games jetzt eine hohe Strafe zahlen. Das Unternehmen bestätigte einen Vergleich von 520 Millionen Dollar, umgerechnet etwa 490 Millionen Euro, mit US-Behörden. Dem Spieleentwickler wurde unter anderem vorgeworfen, mit Design-Tricks meist jugendliche Spieler zum Geldausgeben verleitet zu haben. Ein Flensburger hat mit einer wissenschaftlichen Studie zu dem Spiel „Fortnite“ mit zu dem Urteil beigetragen. Timo Schöber untersuchte mit seinen Kollegen unter anderem die Design-Tricks des Spieleentwicklers.

Epic Games beugt sich dem Verbraucherschutz

Eine Person im Interview. © NDR

Timo Schöber untersuchte die Design-Tricks des Spieleentwicklers.

In dem Vergleich mit der US-Verbraucherschutzbehörde FTC einigte sich Epic Games auf die Zahlung von 275 Millionen Dollar Strafe. Außerdem erhalten Kunden, die unbeabsichtigt Käufe in „Fortnite“ getätigt haben, Rückzahlungen von insgesamt 245 Millionen Dollar. Der Spieleentwickler verpflichtet sich dazu, schärfere Datenschutzmaßnahmen umzusetzen. So sollen beispielsweise die Optionen für Voice- und Text-Chat standardmäßig deaktiviert werden. Diese Maßnahme soll Mobbing, Belästigungen und Bedrohungen Einhalt gebieten, denen Kinder und Jugendliche beim Spielen ausgesetzt seien, so die FTC.

„Dark Patterns“ verleiten zu Käufen

Eine Forschungsgruppe der Europa-Universität Viadrina, an der auch der Flensburger eSport-Experte Timo Schöber beteiligt war, lieferte mit einer Untersuchung der Designpraktiken in „Fortnite“ den US-Behörden eine wissenschaftliche Quelle für ihre Beschwerde. Als Dark Patterns werden verschiedene Gamedesign-Elemente bezeichnet, die dazu dienen, die meist jungen Nutzer zum Geldausgeben zu verleiten. Diese Dark Patterns sollen in „Fortnite“ besonders aggressiv eingesetzt worden sein.

Ein Beispiel hierfür ist laut Timo Schöber die sogenannte Geldillusion. Alle Preise innerhalb des Spiels werden in V-Bucks angegeben, so heißt die hauseigene digitale Währung. Der reale Gegenwert in Euro ist nicht sofort ersichtlich. Dies verleitet laut den Forschungsergebnissen dazu, häufiger und mehr Geld auszugeben. Außerdem animierten Bonus-Angebote dazu, mehr von der digitalen Währung zu kaufen als man eigentlich benötigt.

Milliardengewinne durch In-Game-Käufe

„Fortnite“ zählt zu den kommerziell erfolgreichsten Videospielen überhaupt – und das, obwohl das Grundspiel kostenlos ist. Seine Milliardengewinne erzielt Epic Games über sogenannte In-Game-Käufe. So kann man zum Beispiel Verkleidungen für seine Spielfigur und andere dekorative Elemente im Spiel kaufen. Genau das soll laut der Verbraucherschutzbehörde FTC Kindern bis ins Jahr 2018 zu einfach gemacht worden sein. Sobald die Zahlungsdaten einmal im Spiel waren, fand keine weitere Überprüfung statt. Ein Tastendruck reichte für den Kauf aus, ohne dass eine erneute Zustimmung der Eltern erforderlich war.

Inzwischen hat Epic Games reagiert und erste Maßnahmen getroffen, den In-Game-Shop sicherer zu gestalten. So sollen Käufe nicht mehr per einfachem Tastendruck möglich sein, sondern erst durch längeres Gedrückthalten bestätigt werden. Dies soll versehentliche Käufe verhindern. Der US-Entwickler verspricht auch, das System für Rückerstattungen zu vereinfachen.

Eltern sollen ihre Kinder begleiten und bestärken

Susanne Günther vom Kinderschutzbund Schleswig-Holstein appelliert an Eltern, genau hinzusehen, was ihre Kinder online spielen und mit wem sie dabei interagieren. „Ein Onlinespiel was offensichtlich erstmal gar nicht so mit Gewaltdarstellung daherkommt, kann verschiedene Interaktionsrisiken haben: dass ich mir virtuelle Kleidung kaufe, die viel Geld kostet, oder dass ich von Fremden angesprochen werde.“ Darüber müsse man sich als Eltern informieren und dabei sollte man die Kinder auch begleiten, so die Expertin.

USK-Kennzeichnung bekommt Update

Ab dem kommenden Jahr soll ein Update der USK-Kennzeichnung auf Spieleverpackungen Eltern die Kaufentscheidung erleichtern. USK bedeutet Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle. Neben den bekannten farblichen Einteilungen in verschiedene Altersklassen wird das Logo um inhaltliche Informationen wie zum Beispiel Gewalt- oder Drogendarstellung, aber auch zu Online-Risiken, wie In-Game-Käufe, erweitert.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord |
Schleswig-Holstein Magazin |
20.12.2022 | 19:30 Uhr

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