Mikrotransaktionen in Spielen sind mittlerweile keine Seltenheit mehr. Vor allem gibt es solche natürlich bei diversen Free-To-Play-Titeln wie beispielsweise Lost Ark und Apex Legends, doch auch in kostenpflichtigen Spielen wie FIFA können Spieler durch Einsatz von Echtgeld an verschiedene In-Game-Gegenstände kommen. Nicht nur gibt es in solchen Situationen immer wieder Diskussionen über mögliches Pay To Win, sondern auch, ob es einem jüngeren Publikum überhaupt erlaubt sein sollte, diese Einkäufe zu tätigen. Eins der prominentesten Beispiele ist sicherlich das Battle Royale Fortnite von Epic Games, welches vor allem bei jüngeren Spielern ziemlich beliebt ist.
Epic Games einigt sich mit der FTC
Die US-Handelsaufsicht warf Epic Games daher mehrere Punkte in Sachen Jugendschutz und fragwürdigen Designpraktiken vor. Die Firma zeigt sich nun bereit, mehr als 500 Millionen US-Dollar für die Beendigung des Konflikts zu zahlen, was nur noch von einem Gericht bestätigt werden muss.
Die Summe setzt sich zusammen aus 275 Millionen US-Dollar für Verstöße gegen Vorschriften zum Schutz der Privatsphäre von Kindern im Internet, sowie 245 Millionen US-Dollar, die an Nutzer zurückgezahlt werden sollen, bei deren Einkäufen im Onlineshop von Fortnite „Designtricks“ eingesetzt wurden, die zu ungewollten Käufen führten. Diese Designtricks werden im Fachjargon wohl Dark Patterns genannt.
So erklärt Samuel Levine, der bei der amerikanischen Federal Trade Commission für Verbraucherschutz zuständig ist, dass Fortnite kostenlos gespielt werden kann, Spieler jedoch die Möglichkeit haben, mittels einer für echtes Geld erwerbbarer In-Game-Währung virtuelle Kostüme und Gegenstände freizuschalten. Epic Games habe durch „laxe Datenschutzpraktiken Kinder und Jugendliche gefährdet“ und Verbrauchern durch Verwendung von Dark Patterns rechtswidrig Kosten in Millionenhöhe beschert.
Eines dieser Dark Patterns im Store von Fortnite sollen „kontraintuitive, inkonsistente, und verwirrende Button-Konfiguration“ sein. Hierdurch sei es wohl vorgekommen, dass Spieler unter anderem durch Drücken eines einzelnen Buttons unerwünschte Einkäufe tätigten, wodurch „hunderte Millionen Dollar“ unabsichtlich ausgegeben wurden. Ebenfalls wurde der Kauf von Fortnites V-Bucks bis zum Jahre 2018 für Kinder zu leicht gemacht, da diese durch ein „einfaches Drücken von Tasten“ ohne Zustimmung der Eltern oder des Karteninhabers gekauft werden konnten. Hier bezieht sich die FTC wohl vor allem auf „heimliche“ Käufe über die Accounts von Eltern. Wurden diese später angefochten, sperrte Epic Games das Konto der Kunden, wodurch dann der Zugang zu allen jemals gekauften Inhalten verloren gegangen ist.
Zusätzlich wird Epic Games vorgeworfen, personenbezogene Daten von Spielern unter 13 Jahren gesammelt zu haben, ohne deren Eltern zu benachrichtigen oder überhaupt eine Zustimmung dieser einzuholen. Gleichzeitig sei es Eltern schwer gemacht worden, die Daten ihrer Kinder zu löschen, und Epic Games verstieß laut der FTC noch gegen das Verbot, standardmäßig Sprach- und Text-Chat in Echtzeit für Kinder und Jugendliche zu ermöglichen. Durch letzteres sollen Kinder und Jugendliche beim Spielen von Fortnite schikaniert, bedroht, belästigt, und gefährlichen und psychologisch traumatisierenden Themen ausgesetzt worden sein.
Epic Games selbst erklärte in einer Stellungnahme zu der Vereinbarung mit der FTC, dass die Videospielbranche ein Ort schnelllebiger Innovation sei, und Gesetze, die vor Jahrzehnten geschrieben wurden, daher nicht festgelegt haben, wie die Ökosysteme der Spielebranche funktionieren sollten. Epic hat der Vereinbarung wohl zugestimmt, weil sie beim Verbraucherschutz an vorderster Front stehen wollen, und ruft andere Entwickler von Videospielen dazu auf, die „Schritte zu überdenken, die sie zur Vereinfachung der Zahlungsströme unternommen haben, und sich für Praktiken zu entscheiden, die den Spielern bei ihren Kaufentscheidungen ein Höchstmaß an Klarheit bieten“.
Weiterhin listet die Firma noch einige Maßnahmen auf, die sie in der Vergangenheit rund um Jugendschutz und den Shop von Fortnite ergriffen haben. Beispielsweise lassen sich Käufe im Spiel schon seit 2018 wieder rückgängig machen, und seit kurzem müssen Käufe auch durch ein längeres Halten der Taste bestätigt werden, statt einem kurzen Drücken. Epic Games führte ebenfalls erst vor kurzem eine neue Art von Nutzerkonten ein, die sich an Spieler unter 13 Jahren richten. Diese schränken unter anderem die Nutzung der verschiedenen Chats in Spielen ein.