Aus FIFA wird künftig EA SPORTS FC. Eine Veränderung wie „aus Raider wird Twix“? Im kicker eSport Talk wurden die Folgen besprochen: Chancen für mehr eSport, gesprengte Ketten, eventuelle Versöhnung und Flickenteppich der Lizenzen.

Eine Trennung - viele Chancen, aber auch Zweifel.


Eine Trennung – viele Chancen, aber auch Zweifel.

SOPA Images/LightRocket über Getty Images


Was lange spekuliert wurde, ist seit letzter Woche offiziell: FIFA, wie die Spieler es kennen, geht, EA SPORTS FC kommt. Während EA SPORTS die Chance der gesprengten Ketten nutzen will, geht die FIFA in den Angriffsmodus. Verbands-Präsident Gianni Infantino sprach davon, nicht minder das „beste für Spieler und Fußballfans verfügbare Spiel“ auf den Markt zu bringen.


In der ersten Wahrnehmung klingt das nach dem, was es auf dem Markt braucht: Konkurrenz – die es nach der Meinung von Streamer Elias Nerlich im Bereich der Fußballsimulation zu FIFA nie gegeben hat. Mit der Renaissance von eFootball, UFL, GOALS und ab Sommer 2023 dann auch FIFA, stehen direkt vier Wettstreiter bereit zum Anpfiff.


Doch viele Fragen bleiben weiterhin offen. Wie werden die Lizenzen in Zukunft vergeben? Welches Spiel wird für Turniere wie die VBL genutzt, oder gar mehrere? Und allen voran: Wer entwickelt das Spiel der FIFA? Im kicker eSport Talk diskutierten darüber Michael ‚MegaBit‘ Bittner, Patrick Baur und Marvin „M4_RV96“ Hintz.

Turniere wie die VBL bei einem Spiel – Vorteil EA SPORTS?


Beim Thema Lizenzen sprach Host Jan ‚GamingAlm‘ Bergmanndas an, was wohl vielen Sorge bereitet: Ein Flickenteppich: „Dann hat EA SPORTS FC 50 Prozent der Lizenzen und die anderen beiden 25 Prozent“.


Ein Szenario, dass Baur jedoch für nicht so wahrscheinlich hält, auch aus finanzieller Sicht. Eine Erweiterung der Lizenzen, durch die zum Beispiel die Bundesliga auch in mehreren Spielen realistisch abgebildet werden darf, „ist eher eine Chance, da mehr Geld fließen wird“.


Allerdings werden Ligabetreiber, wie die DFL mit ihrer Virtual Bundesliga, sich wohl auf ein Spiel beschränken. Ein Turnier mit mehreren Fußballsimulationen erhöhe laut Baur „für den Ligabetreiber aus organisatorischer Sicht die Komplexität“. Dazu kämen eventuelle Anschaffungskoten.


Die meisten Chancen stecken in EA SPORTS FC, aber abhängig davon, wie sie diese ergreifen.


Michael ‚MegaBit‘ Bittner


Hier sieht Hintz die Vorteile klar bei EA SPORTS. Der goldene Faktor: „Die Kundenbindung. Sie haben sich ein Netzwerk und Beziehungen bereits aufgebaut“. Darüber hinaus haben sie bei der Ausrichtung von Turnieren bereits Expertise, ergänzt ‚MegaBit‘: „Die meisten Chancen stecken in EA SPORTS FC, aber abhängig davon, wie sie diese ergreifen“.


Chancen sieht der zweimalige deutsche Clubmeister mit Werder Bremen auch im Sponsoring. Die FIFA komme „aus dem klassischen Fußball“ und bestimme „dahingehend die Zielgruppe“. Aus diesen Erfahrungen kann EA SPORTS ab Sommer 2023 andere Wege gehen.


Möglicherweise führt der Weg auch zu mehr Offline-Turnieren. Schließlich habe „die Lizenzierung (Die Namensrechte der FIFA, Anm. d. Red.) denen ja auch Manschetten angelegt“, glaubt Baur. Nach dem Wegfall dieser Kosten seien „dann auch Möglichkeiten da, die es sonst nicht gäbe. Mehr Offline-Turniere, mehr eSport.“

eSport #16: EA SPORTS FC: Kann EA's Fußballspiel auch ohne die FIFA?

19. Mai 202201:39:36 Stunden

eSport #16: EA SPORTS FC: Kann EA’s Fußballspiel auch ohne die FIFA?

Was lange spekuliert wurde, ist seit letzter Woche offiziell: FIFA wird vom Weltverband selbst entwickelt, EA’s Spiel heißt künftig EA SPORTS FC. Kann das gut gehen? Diesen und weiteren Fragen geht der Jan Bergmann im kicker eSport Talk auf den Grund.
Unsere Gäste: Michael Bittner (SV Werder Bremen eSports), Marvin Hintz (Ex-eSportler von Bayer 04 Leverkusen und Mitgründer von Academy of eSports) und Patrick Baur von doppelpass.digital.

FIFA vor Herkulesaufgabe


Dass der letzte Ableger des Fußballverbands und EA SPORTS‘ große Neuerungen mitbringt, sei unwahrscheinlich. Hintz rechnet damit, dass bei FIFA 23 der Fokus auf dem Gameplay liegt, „große Features wie neue Modi gibt es dann eher zu EA SPORTS FC, um diesen Titel damit auch zu bewerben“. Bittner könnte sich sogar vorstellen, dass EA vom jährlichen Entwicklungszyklus abrückt.


Wer FIFA entwickelt, das ist noch unklar. Während sich die Runde das Studio „2k“ (entwickeln unter anderem NBA 2k, Anm. d. Red.) vorstellen könnte, bringt Baur auch Konami ins Spiel. FIFA eFootball? Ein Schritt, „der das Comeback nochmal verstärken könnte“. Darüber hinaus verfüge das japanische Entwicklerstudio bereits über Expertise mit Fußballsimulationen.


Das wäre bei 2k anders. Zudem sieht ‚M4_RV96‘ den Druck eher als Hemmung. Dieser wäre „extrem hoch mit all den Erwartungen“. Oder heuert die FIFA in Saudi-Arabien an?  Das könnte sich Bergmann vorstellen: Schließlich wolle die Savvy Gaming Group, die zuletzt die ESL und FACEIT kaufte, auch „Geld in die Entwicklung von Videospielen stecken“.


Das FIFA-Spiel muss es erstmal geben.



Wie schwer es sein kann, eine Fußballsimulation zu entwickeln, zeigte Konami mit eFootball 2022. „Mit dem neuen Teil wollten sie einen Schritt gehen, scheiterten aber zunächst krachend“, sagte Baur und mahnte: „Das FIFA-Spiel muss es erstmal geben. Die FIFA muss erstmal zeigen, dass sie in der Lage sind, ein gutes Spiel zu entwickeln“. Deshalb sei er sich nicht sicher, „ob FIFA 24 überhaupt 2023 am Start sein wird“.


Weshalb auch ein Comeback der Zusammenarbeit von EA und dem Weltverband keine Utopie zu sein scheint. Kategorisch ausschließen wollte diese Möglichkeit in der Runde zumindest niemand.



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