Neue Informationen zu den Titanen in World of Warcraft sind aufgetaucht. Und das könnte eine der größten Lügen aufdecken, die es auf Azeroth jemals gab.

Mit Dragonflight geht es zwar ein bisschen „ruhiger“ in World of Warcraft zu, doch große Story-Enthüllungen gibt es auch in dieser Erweiterung. Besonders interessant ist hier, was Blizzard zu den Titanen und den Mächten der Ordnung verrät. Denn was wir alle immer für unumstößlich richtig und „gut“ hielten, wird mit Dragonflight infrage gestellt.

Spoilerwarnung: Hier geht es um Details aus der Beta von Dragonflight und dem Pre-Patch 10.0. Wer keine weiteren Spoiler zur Story möchte, sollte nicht weiterlesen.

WoW Amanthul Antorus Titan
Die Titanen – nicht so gut, wie wir alle dachten?

Was wurde entdeckt? In der neusten Version der Beta von Dragonflight wurden ein paar neue Ingame-Bücher zur überarbeiteten Variante des Uldaman-Dungeons hinzugefügt. Die Informationen in diesen Büchern sind ziemlich brisant und könnten deutlich verändern, wie man auf Azeroth die Titanen wahrnimmt und was eigentlich ihre Aufgabe im Kosmos war. Vor allem der titanische Hüter Odyn wird dabei in ein neues Licht gerückt.

Das Buch handelt vor allem um Odyn und seine Sichtweise auf die Sterblichen von Azeroth. Das Buch „Edikte der Haupteinheit, Band 742“ erklärt, dass Odyn die Sterblichen eigentlich längst auslöschen wollte und dass er sogar allen titanischen Einheiten befohlen hat, bestimmte Informationen niemals auszugeben. Schlimmer noch, seine Art der Durchsetzung erinnert sogar an faschistische Regimes. Die Auszüge aus dem Buch sind frei übersetzt und entsprechen daher nicht 1:1 dem Text, den ihr in der deutschen Version von WoW finden werdet, der Sinn wurde aber nicht verändert.

Bewahrer,

Ich wurde darüber in Kenntnis gesetzt, dass viele von euch fasziniert über das Auftauchen der sterblichen Wesen sind. Das sind Kreaturen erschaffen aus Fleisch und nicht aus Stein und Stahl, wie eure loyalen Titanengeschmiedeten.

Während es mein ursprünglicher Impuls war, diese Entartungen zu vernichten, bevor sie sich weiter entwickeln, glaube ich nun, dass sie nützlich sein können, wenn man sie korrekt kontrolliert.

Doch auch wenn wir ihre Entwicklung nach den Edikten der Titanen anleiten, müssen wir immer daran denken, dass der Verstand von Sterblichen dazu bestimmt ist, klein zu sein und unfähig, komplexe Zusammenhänge zu verstehen.

Deshalb, als eure Haupteinheit, muss ich ein paar geringfügige – aber notwendige – Einschränkungen erlassen, um eure Interaktionen mit diesen auftauchenden Wesen zu leiten.

Anders gesagt: Odyn war überzeugt, dass die sterblichen Völker eigentlich ausgerottet gehören. Er kam letztendlich aber zu dem Schluss, dass man die Sterblichen ausnutzen kann, um Ziele der Titanen zu erreichen. Zu diesem Zwecke hat er allerdings Informationen verändert und dafür gesorgt, dass andere titanische Konstrukte gewissen Einschränkungen unterliegen, die er dann im weiteren Verlauf ausführt.

Erstens: Alle historischen Aufzeichnungen der Fortschritte des Schwarzen Imperiums sollen unverzüglich gelöscht werden.

Bezeichnet diese Zeitalter als jene von Chaos und Elend, als verderbliche Seuche, die wir Bewahrer ausgemerzt haben. Da die alten Götter eingesperrt sind, sollte es keine verfügbaren Beweise geben, die unseren Behauptungen widersprechen.

Wenn ihr euch um die Sterblichen sorgt, dann wollt ihr sicher nicht, dass sie vom Pfad abkommen und in die Dunkelheit geführt werden.

Allein dieser Auszug ist schon ziemlich spannend. Odyn hat die Geschichtsschreibung von Azeroth manipuliert, indem er die „Fortschritte des Schwarzen Imperiums“ als chaotisch und zerstörerisch beschrieben hat. Exakt so nehmen Charaktere das Schwarze Imperium auch wahr. Die Alten Götter sind stets rein Böse und bringen Vernichtung. Dass das zumindest zum Teil stimmt, zeigte auch Ny’alotha und die immer wiederkehrenden Angriffe der Gesichtslosen.

Dass das Schwarze Imperium allerdings auch „gute Seiten“ und „Fortschritte“ hatte, die offenbar als nützlich anzusehen sind, wurde bisher niemals erwähnt. Lediglich Alleria und die Leerenelfen sprechen von Vorteilen der Leere – allerdings schenkt man diesen nur wenig Glauben, da sie selbst von der Leere berührt und „korrumpiert“ sind.

WoW Nzoth Cinematic Obelisk Crumble
Hatte das Schwarze Imperium auch gute Seiten? Wie können die ausgesehen haben?

Das bedeutet natürlich nicht, dass das Schwarze Imperium eigentlich vollkommen positiv war und die Alten Götter die „Guten“ sind. Aber es sorgt doch dafür, dass man beiden Seiten – Alte Götter und Titanen – nun mehr Graustufen zuordnen kann. Gleichzeitig erklärt es vielleicht auch, warum N’Zoth immer wieder davon sprach, dass “alle Augen geöffnet werden sollen” – vielleicht wollte er schlicht, dass die Wahrheit über die “guten Seiten” des Dunklen Imperiums von den Sterblichen begriffen werden.

Die Titanen wussten von den Ersten

Ebenfalls interessant ist, dass die Titanen niemals die „Ersten“ erwähnt haben. Das sind sonderbare Schöpfergottheiten, die zum ersten Mal in den Schattenlanden erwähnt wurden. In den verschiedenen Zereth-Gebieten erschufen sie die unterschiedlichen Anführer der kosmischen Kräfte – also die Pakt-Anführer, aber wohl auch die Titanen. Wir wissen, dass es mehr als „Zereth Mortis“ gibt, sondern auch Zereth-Gebiete für die anderen kosmischen Kräfte.

Das wissen auch die Titanen und ihre Diener – doch Odyn hat angeordnet, dass dieses Wissen ebenfalls verboten ist und man stattdessen die Titanen in diesen Götterzustand erhebt.

Zweitens: Schreibt alle Errungenschaften und wundersame Arbeit alleinig den Titanen zu.

Trotz der unablässigen Diskussionen von einigen von euch, ist das keine Lüge. Denn kann man von etwas behaupten, dass es wirklich existiert, solange es noch nicht von Ordnung erfüllt wurde? Natürlich nicht.

Deshalb ist es unwiderlegbar, dass die Titanen der Ursprung aller Schöpfung sind.

Drittens: Lehrt ihnen nichts über die Ersten.

Die Sterblichen könnten die Wunder nicht begreifen, die diese Wesen den Titanen in Zereth Ordus gewährt haben und von diesen Vorfahren zu lernen, würde sie nur verwirren.

Es ist ausreichend, wenn die Sterblichen wissen, dass die Titanen dem Kosmos die Ordnung brachten und dass man ihnen Ehrerbietung schuldig ist.

Doch damit endet die Geschichtsverdrehung noch nicht und Odyns Anweisungen erinnern mehr und mehr an die von Diktatoren, die andere Meinungen unterdrücken und ihre Lügen als die einzige Wahrheit einsetzen wollen, denn die Anweisungen enden mit einer verschleierten Drohung:

Während einige von euch diese Punkte gerne noch länger diskutieren würden, können solche Debatten nicht länger toleriert werden.

Ich erinnere euch daran, dass ich mit der Autorität der Titanen spreche und jede weitere, abweichende Meinung könnte dazu führen, dass ich zu dem Schluss komme, dass ihr äußeren Einflüssen erlegen seid.

Erinnert euch: Leben ist Chaos. Es muss kontrolliert werden.

Euer Anführer,

Haupteinheit Odyn

Was bedeutet das für World of Warcraft? Blizzard wurde immer wieder dafür kritisiert, dass in World of Warcraft in der jüngeren Vergangenheit viel „Schwarz und Weiß“ ist – es gibt die klaren Guten und die klar Bösen. Grautöne, wie etwa damals bei Arthas und zu Teilen auch Illidan, sind seltener geworden. Mit diesen neuen Informationen könnte sich das ändern. Denn nun wirken auch die Titanen – oder zumindest Odyn als dessen „Abgesandter“ – nicht mehr vollkommen freundlich.

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Odyn kennen die meisten als Krieger-König. Doch er hat ziemlich harsche Ansichten …

Die Titanen sind immerhin die Macht der Ordnung und damit eine der kosmischen Kräfte. Und wir wissen auch, dass die kosmischen Kräfte in Warcraft bereits seit einer Weile im Krieg leben, der bisher eher unterschwellig stattfindet, aber mehr und mehr in den Fokus der Story rückt.

Es dürfte also nur noch eine Frage der Zeit sein, bis dieser große Konflikt zum Zentrum von Warcrafts Story wird. Vielleicht finden wir die ersten Hinweise darauf bereits in Dragonflight – denn immerhin war Odyn einer der Hüter, der gegen die Erschaffung der Drachenaspekte war, die eine zentrale Rolle in Dragonflight spielen.

Allerdings darf man auch die Möglichkeit nicht vollkommen ausschließen, dass es sich bei diesen Texten um Propaganda einer anderen kosmischen Macht handelt, die möchte, dass die Sterblichen das Vertrauen in die Titanen verlieren. Doch wenn man bedenkt, dass diese Aufzeichnungen in den Tiefen von Uldaman gefunden werden, ist das wohl eher unwahrscheinlich.

Ist das dann ein „Retcon“? Immer wieder wird bei Blizzard kritisiert, dass Story im Nachhinein geändert wird, was man dann als „Retcon“ bezeichnet. Das ist hier allerdings nicht der Fall, da bestehende Geschichte nicht verändert wird, sondern lediglich unser Blick auf diese Story durch neue Informationen erweitert wird. Die grundsätzliche Story bleibt intakt und es sind lediglich Zusatzinformationen, die nun ein neues Bild ergeben.

Hinzu kommt, dass gerade bei Odyn in der Vergangenheit schon immer wieder angedeutet wurde, dass er nicht „rein gut“ handelt. So hat er Helya hintergangen und geht auch sonst deutlich egoistisch vor, um seine Ziele durchzusetzen. Vor den Helden macht er immer einen edelmütigen Eindruck, doch andere Charaktere berichten stets von Odyns anderen Seiten – vor allem dann, wenn sie Odyns Anweisungen hinterfragen.

Was haltet ihr von diesen neuen Story-Entwicklungen? Eine coole, neue Richtung, die WoW da einschlägt? Oder eine komplette Verunstaltung der Geschichte?

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