Stand: 03.01.2023 10:44 Uhr

In der ersten und zweiten Fußball-Bundesliga ist noch bis Ende Januar Pause. Aber so ganz müssen die Fans in diesem Monat nicht auf Liga-Fußball verzichten. Denn seit 2018 gibt es die eStorks – das eSports-Fußball-Team von Holstein Kiel.

von Jochen Domenicus

Zweimal die Woche mindestens treffen sich die eStorks-Spieler Colin Völter, Jeffrey Aninkorah, Marvin Schmidt-Tychsen, Florian Wilhelm und Teammanagerin Eileen Wunderlich im gerade erst neu eingerichtetem Trainingszentrum. Hier trainieren sie für die Virtual Bundesliga Club Championship – am 10. Januar geht es in die Rückrunde. Auch Zweitligaprofi Jonas Sterner, der auf dem „echten“ Rasen für Holstein Kiel trifft, zählt zum eSports-Team.

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Der FIFA-Spieler Jeffrey Aninkorah von Holstein Kiel guckt in die Kamera. © NDR

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Seit 2018 gibt es die eStorks – das eSports-Fußball-Team von Holstein Kiel. FIFA-Spieler Jeffrey Aninkorah gibt Tipps, wie man an der Konsole besser werden kann.
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ESports ist der Wettkampf am PC oder Spielekonsole. Wie auch bei klassischen Sportarten messen sich die Teams und Spieler in unterschiedlichen Disziplinen, also Spielen. Indien hat gerade als erstes Land der Welt eSports offiziell als Sport anerkannt.

„Einmal deutscher Meister werden“

Viele Stunden jeden Tag feilen die E-Sportler hier oder Zuhause vor der Konsole an den sogenannten „skill moves“ – also den Tricks mit dem Ball. Passfolgen, Laufwege und komplexe Team-Taktiken werden geübt. Spieler Colin Völter hat einen Traum und will irgendwann einmal deutscher Meister werden. Er trainiert dafür gerne auch mal zwischen acht und zehn Stunden pro Tag.

„Je mehr man spielt, desto besser wird man. Und wenn man es dann noch analysiert, wird man nochmal besser“, so Völter. Colin kam als Nachwuchsspieler vor etwa einem Jahr ins neu formierte Team und holte im Juli bei den ersten Landesmeisterschaften in Neumünster den Titel.

Das Stadion ist eine Streaming-Plattform

Für die Spiel-Analyse zuständig ist vor allem Cheftrainer Rico Hölzel. Er ist seit August 2021 dabei und trainiert die neu formierte Mannschaft in Kiel, die zu Saisonbeginn gleich drei Abgänge zu verzeichnen hatte. Rico Hölzel war zunächst selbst eSport-Profi. Er analysiert die Gegner, feilt an Trainingskonzepten und sorgt dafür, dass nicht nur gedaddelt wird, sondern alles auf einem professionellen Niveau stattfindet.

Die Trainingseinheiten und auch die Ligaspiele werden im Internet gestreamt. Liga-Spiele schauen sich mehrere Tausend Zuschauer beim Streaming-Anbieter Twitch an. Die Spiele sind aber auch auf anderen Plattformen und auf Social Media auffindbar.

„Der eSport wird weiter boomen“

Marvin „Karpfenlive“ Schmidt-Tychsen ist schon seit 2019 im Team der eStorks. Er ist sich sicher, dass der eSport weiter boomen wird und auch immer mehr an Akzeptanz gewinnt. „Der eFußball wird sich weiter professionalisieren“, sagt er.

DFL will eSport-Sparte professionalisieren

Seit der Saison 2018/2019 hat der KSV Holstein Kiel ein eigenes Team in der Virtual Bundesliga. Insgesamt nehmen in dieser Saison 29 Vereine – so viele wie nie zuvor – aus der Fußball-Bundesliga und der 2. Bundesliga teil und stellen jeweils ein Team. Gespielt wird die Fußball-Simulation Fifa23 von EA Sports, seit diesem Jahr ausschließlich auf der Playstation 5. Die Liga unterteilt sich in eine Division Nord und eine Division Süd. Gegner der eStorks im Norden sind unter anderem der Hamburger SV, Hansa Rostock und Werder Bremen.

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Ausrichter des Liga-Betriebs ist die deutsche Fußball-Liga (DFL). Sie will mit dem eSport eine weitere Marke etablieren. Schon 2012 hat die DFL in den eSport investiert und den Wettbewerb ausgerichtet. Das Ziel: Professionalisierung der eSport-Sparte der DFL.

„Es ist notwendig und sinnhaft, da es dem Ganzen eine weitere Professionalisierung verleiht,“ erklärte Jörg Höflich, Head of Virtual Bundesliga der DFL gegenüber dem SWR. „Es macht das Ganze zu einem vollwertigen Bundesliga-Produkt, so wie es die Fans da draußen auch kennen“, so Höflich weiter.

Teilnahme für Bundesliga-Clubs verpflichtend

Schon ab der kommenden Saison muss jeder Erst- und Zweitliga-Verein auch im eSport ein Team stellen. Wer nicht dabei ist, könnte sogar eine Geldstrafe kassieren.

Die Preisgelder schnellen derweil in die Höhe. Vor allem im Einzelwettbewerb, dem sogenannten VBL Grand Final, winken für die eSportler hohe Summen und der Titel „Deutscher Meister im eFootball“. Auch steht ein Preisgeld-Pool in Höhe von 100.000 Euro in Aussicht. Auf internationaler Bühne gibt es für die Besten noch mehr. Den ersten größten deutschen Erfolg beim eFootball konnte der für Werder Bremen spielende Mohammed „Mo Auba“ Harkous 2019 erzielen. Er holte im Einzel sogar den WM-Titel und sicherte sich 225.000 US-Dollar. In diesem Jahr war es dann der für RB Leipzig spielende Umut Gültekin, der sich als zweiter Deutsche den WM-Einzeltitel sicherte.

Und davon träumen natürlich auch die Spieler der eStorks. Aktuell belegt Kiel mit der eSports-Mannschaft in der VBL den letzten Tabellenplatz und hat eine durchwachsene Bilanz der Hinrunde gezogen.

Teammanagerin: „Den Abschluss der Hinrunde haben wir uns definitiv anders vorgestellt“

Teammanagerin Eileen Wunderlich macht deutlich, dass die Mannschaft sich den Abschluss der Hinrunde definitiv anders vorgestellt habe. Sie weist dabei aber auch auf einige krankheitsbedingte Ausfälle im Dezember hin.

Gespielt wird die Saison bis Ende März. Dann steht der deutsche Meister fest. Am 10. Januar spielen die eStorks zum Rückrundenauftakt gegen Hansa Rostock – ein echtes Nordderby. Der Tabellenletzte aus Kiel muss gegen den Tabellenführer bestehen.

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Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin |
03.01.2023 | 19:30 Uhr

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