Warcraft 3 ist unbestreitbar ein wichtiger Meilenstein in Sachen Echtzeitstrategie. In meiner persönlichen Entwicklung als Spieler war dieses Spiel auch ein bedeutsamer Punkt. Es war der Moment, der mir zeigte, auf was für einem Level man sich mit einem Videospiel auseinandersetzen und wie sehr mich kompetitiver Multiplayer faszinieren kann.
Warcraft 3, Echtzeitstrategie, so viel Spaß hatte ich tatsächlich noch nie
Es ist Anfang 2003 und mein da noch zwölfjähriges Ich wird mit dem in diesem Jahr noch stattfindenden Eintritt ins Teenageralter die Entscheidung treffen, dass ein gegelter Iro mit blonden Spitzen eine richtig geile Idee ist. Zum Glück habe ich in dem Jahr aber auch ein paar gute Entscheidungen getroffen und zu einer der Besten gehört die, Warcraft 3 zu kaufen.
Warcraft 3 war nicht mein erstes Strategiespiel, Anno, Age of Empires und auch Starcraft hatten bereits den Baumeister und Heerführer in mir geweckt. Doch WC3 sollte das Genre, aber auch das Zocken selbst für mich verändern. Auf lange Sicht hat WC3 sogar noch etwas anderes getan, es hat verändert, wie ich Videospiele wahrnehmedenn auch mein Interesse für Esport wurde geweckt.
Build Order, Tower Rush und Creepen
Warcraft 3 war der Moment, bei dem ich voll in ein Spiel abgetaucht bin. Nicht im Sinne von Immersion, sondern durch den Willen, möglichst viel über das Spiel zu lernen, um mich mit anderen messen zu können. Während ich bisher in Strategiespielen größtenteils nur mit der Maus rumgeklickt hatte, lernte ich jetzt den Einsatz von Hotkeys, um schneller spielen zu können. Ich lernte Strategien, schaute Videos, durchstöberte Foren, tauschte mich mit Freunden online wie offline aus und verfolgte später die Profis, um von ihnen zu lernen.
Die Neuauflage Warcraft 3: Reforged kam bei den Fans zum Release nicht so gut an:
Es war ein ganz neuer Blickwinkel auf ein Spiel. Natürlich hatte ich vorher schon Multiplayer-Spiele gegen andere gezockt, ich hatte mich aber bisher noch nie damit bewusst auseinandergesetztwas ich da eigentlich mache. Das war nun anders, ich spezialisierte mich auf die Orks, lernte, welche Build Order ein Tower Rush braucht, mit welchen Helden ich auf welcher Map wo am besten Creepen konnte und wie ich die Einheiten meines Gegners countern kann.
WC3 öffnete für mich eine ganz neue Welt kompetitiver Multiplayer mit tausenden Gleichgesinnten aus aller Welt, die durch die Leidenschaft für ein Spiel, aber auch durch die Leidenschaft für den Wettkampf irgendwie verbunden waren. Ich wollte trainieren, um besser zu werden, ich wollte Dinge lernen und mich mit anderen messen. Ein Gefühl, das ich bis dato nur vom Sport kannte.
Dota statt Fußball
Ich schaue mir heute lieber ein Dota-Turnier als ein Fußballspiel an. Esport habe ich auch über Warcraft 3 für mich entdeckt. Zunächst den Multiplayer von WC3 selbst, dann Dinge wie Counter-Strike und später auch Dota 2, wofür ich Warcraft 3 ja auch irgendwie dankbar sein muss. Das Bestaunen der Profis, die Fachsimpelei mit anderen, ich liebe es einfach. Wenn mein Lieblingsteam spielt, sitze ich auf der Kante meines Stuhls und fiebere mit.
Wenn mein Team verliert, bin ich traurig, weil ich verstehen kann, wie sie sich fühlen. Ich habe natürlich nicht das Niveau eines Profis, aber da ich mich versucht habe, auf einem möglichst komplexen und zielorientierten Level mit Warcraft 3 und später auch anderen Spielen auseinanderzusetzen, kann ich erahnen, wie viel Arbeit ein Profi-Team investiert. Es ist bitter, wenn es sich im Turnier nicht auszahlt.
Zum Glück gilt das auch für das orignale Warcraft 3:
Die wilden Jahre sind vorüber
Ich mag es immer noch, methodisch an Spiele heranzugehen, Strategien zu lernen und Wissen anzuhäufen. Mittlerweile mache ich das aber nicht mehr so verbissen und vor allem nicht mehr so zeitintensiv. Ich wollte gerade schreiben, dass ich gar nicht wissen will, wie viel Lebenszeit ich in Spiele wie WC3 investiert habe, doch die Zahl wäre mir eigentlich egal. Ich bereue es nicht, ich hatte den Spaß meines Lebens und hab ihn auf diese Art noch immer mit Videospielen.
Warcraft 3 hat in dem Moment als ich begriff, was in einem Videospiel stecken kann, das Medium für mich verändert. Egal, ob das Lernen von Strategien, der Kampf in der Ladder oder der Versuch fehlerhaft gebaute Tower-Defense-Maps auf LAN-Partys doch zu schaffen, ich hab es sehr genossen. Danke, Warcraft 3.
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