Testfazit

Plump ausgedrückt könnte man sagen: „Warzone 2.0“ funktioniert, solange es „funktioniert“. Läuft das Spiel rund, dann macht die Battle-Royale-Hatz nach wie vor richtig viel Spaß – egal ob allein oder in einem Team mit bis zu vier Spielern. Auch der neue DMZ-Modus entpuppt sich als eine willkommene Ergänzung und vereint gekonnt Multiplayer-Gefechte mit schnell nachvollziehbaren Aufträgen gegen KI-gesteuerte Soldaten. Doch leider wird die unbeschwerte Spielfreude durch eine unausgegorene Technik und eine wirre Benutzerführung getrübt. Die komplexe Menüsteuerung und mangelnde Anleitung machen es Einsteigern schwer, ins Spiel zu kommen. Und die Menge an Lags und Rucklern ist außergewöhnlich hoch – insbesondere wenn man die Performance mit der Konkurrenz von „Fortnite“ bis „Apex Legends“ vergleicht. Ergo ist „Warzone 2.0“ durchaus ein gutes Spiel, das COMPUTER BILD jedoch nach dem jetzigen Stand der Dinge nur geduldigen Shooter-Fans empfehlen kann.

Profi

  • Spannende Battle-Royale-Kämpfe
  • Großes, sehr gut ausgearbeitetes Spielgebiet
  • Willkommener DMZ-Modus
  • Verschiedene interessante Battle-Royale-Modi, die sowohl für Einzelkämpfer als auch kleine Teams geeignet sind
  • Solide Grafik…

Gegen

  • … mit technischen Problemen (allen voran Lags und Abstürzen)
  • Unübersichtliche Menüführung
  • Auf Dauer nervige Gulag-Wiederbelebungsmission
  • Keine wirklich spektakulären Neuerungen
Vor zwei Jahren verknüpfte „Call of Duty: Warzone“ eine der bekanntesten Gaming-Marken mit dem spätestens seit „Fortnite“ überaus beliebten Battle-Royale-Modus. Darin bekriegen sich 150 Spieler auf einer groß angelegten Karte, bis nur noch einer am Leben ist und als Sieger hervorgeht. Nun ist vor einigen Wochen mit „Warzone 2.0“ der Nachfolger erschienen, der den Erfolgstrend fortsetzen möchte. Kann das gelingen?
Call of Duty: Kriegsgebiet 2.0

Auf ins Gefecht: Wie es sich für ein „Battle Royale“-Spiel gehört, springt man zu Beginn mit einem Fallschirm aus einem Flugzeug.

Überlebenskampf

2017 revolutionierte ein unscheinbares Indie-Spiel namens „PlayerUnknown’s Battleground“ (kurz „PUBG“) die Welt der Multiplayer-Shooter. Es legte den Fokus auf den sogenannten Battle-Royale-Modus, in dem 100 Spieler per Fallschirm aus einem Flugzeug springen, in einem Gebiet mit zahlreichen verlassenen Gebäuden sowie massig Waffen landen und im Laufe einer Spielrunde auf einem immer enger werdenden Raum ums Überleben kämpfen. Wer stirbt, ist raus – und wer als Letzter überlebt, gewinnt.
Inzwischen gibt es viele erfolgreiche Nachahmer wie „Fortnite“, „Apex Legends“ oder eben „Warzone“. Der letztgenannte Kandidat war ein Ableger der höchst erfolgreichen Shooter-Serie „Call of Duty“ und genau wie die Konkurrenz kostenlos spielbar. Auch wenn das Spiel nicht allzu viel Neues zu bieten hatte, war es erfolgreich und bekommt nun, zweieinhalb Jahre später, einen Nachfolger spendiert.
Call of Duty: Kriegsgebiet 2.0

Den Feind im Visier: Insbesondere im DMZ-Modus trifft der Gamer auf Gruppen mit KI-gesteuerten Soldaten, die er zum Erfüllen von Aufträgen erledigen muss.

Bei „Call of Duty: Warzone 2.0“ handelt es sich ebenfalls um ein Free-to-play-Spiel, das PC-Zocker auf Steam oder via Battle.net kostenlos herunterladen können. Besitzer und Besitzerinnen einer PlayStation 4 oder PlayStation 5 suchen hingegen den PlayStation Store auf, während Nutzer und Nutzerinnen einer Xbox One oder Xbox Series X im Microsoft Store fündig werden.

Ab in die Wüste!

Spielte der Vorgänger auf der Insel Caldera, wechselt der Schauplatz im zweiten Teil zur Wüstenstadt Al Mazrah. Hierbei handelt es sich um eine zerklüftete Gegend mit vielen bergigen Pfaden und größtenteils kleinen, quaderförmigen Häusern. Vor Spielbeginn stehen mehrere Modi zur Wahl, darunter der brandneue DMZ-Modus, und natürlich verschiedene Battle-Royale-Varianten. Diese wiederum umfassen klassische Gefechte, in denen jeder gegen jeden antritt oder kleine Teams mit zwei bis vier Mitgliedern um den Sieg kämpfen. Wer es noch chaotischer mag, nimmt an einer Runde „Durchgeknallt“ teil und rekrutiert bis zu drei NPC-Soldaten.
Call of Duty: Kriegsgebiet 2.0

Zweite Chance: Wer in „Warzone 2.0“ „stirbt“, landet im Gulag und kann dort einmalig um seine „Wiederbelebung“ kämpfen.

So oder so bleibt das Battle-Royale-Kernprinzip erhalten: Sie befinden sich zu Beginn einer Runde in einem Flugzeug, das über Al Mazrah fliegt. Per Knopfdruck wählen Sie einen beliebigen Absprungpunkt und müssen rechtzeitig vor der Landung Ihren Fallschirm öffnen. In den Gebäuden finden Sie massenweise Waffen und weitere Ausrüstungsobjekte wie Plattenpanzer, mit denen Sie mehr gegnerische Treffer aushalten.

Auf der Übersichtskarte ist ein kreisförmiges Gebiet eingezeichnet, in dem Sie sich frei bewegen können. Nach einigen Minuten verkleinert sich das Gebiet und der Außenbereich mit dem tödlichen Giftgas, in dem jeder verbleibende Spieler innerhalb weniger Sekunden sterben würde, vergrößert sich. So zwingt das Game sämtliche Gefechtsteilnehmer und -teilnehmerinnen regelrecht dazu, immer näher aneinanderzurücken und sich zwangsläufig irgendwann zu begegnen.

Call of Duty: Kriegsgebiet 2.0

Wüstenstadt: Mit Al Mazrah steht den Spielern und Spielerinnen ein wirklich gutes Gebiet zur Verfügung, das vor allem mit seinen zerklüfteten Bergen und Hängen gefällt.

Nebenaufträge und Gulag-Duelle

Nebenbei kann man kleine Aufträge absolvieren, beispielsweise ein paar Safes knacken oder einen bestimmten Spieler eliminieren. Zur Belohnung winkt Geld, mit dem Zocker wiederum an vorgegebenen Stationen zusätzliche Waffen und dergleichen kaufen können. Möchte ein Spieler hingegen seinen Loadout beziehungsweise die Wunschausrüstung erhalten, die er vor Spielbeginn konfiguriert hat, dann sollte er eine der Festungen stürmen, die nach der ersten Verkleinerung des Kampfgebiets auf der Karte erscheinen. Vor Ort muss er entweder eine Bombe entschärfen oder genügend Gegner eliminieren – wobei es egal ist, ob er KI-Soldaten oder andere Mitspieler erwischt. Wer das vorgegebene Ziel als Erstes erreicht, erhält obendrein einen besonderen Schlüssel und darf die extrem gut bewachte Black Site stürmen, um noch bessere Waffen zu ergattern.

Geht ein Zocker mangels Lebensenergie zu Boden, ist es noch nicht vorbei, er darf noch hoffen. So könnte er zu einem seiner Teamkameraden schleichen und sich von ihm heilen lassen. Geht dies schief, landet er im Gulag und darf gemeinsam mit einem anderen Spieler in einem kleinen Shoot-out gegen zwei weitere zufällig ausgewählte Kontrahenten um eine einmalige Wiederbelebung kämpfen. Leider wird diese Gulag-Konfrontation recht schnell sehr eintönig, weil sie im immer gleichen, langweiligen Gefängnis stattfindet.

Call of Duty: Kriegsgebiet 2.0

Dieses schwer verletzte Teammitglied schleicht verzweifelt zu seinem Kameraden.

Ein grundlegender Nachteil des Battle-Royale-Prinzips sind die Leerphasen, die insbesondere zu Beginn einer Runde zur Normalität gehören. In „Warzone 2.0“ sind diese Phasen sogar noch ausgeprägter als bei der Konkurrenz, weil Al Mazrah ein wirklich umfangreicher Schauplatz ist. Entsprechend sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass Sie direkt nach der Landung einen anderen Mitspieler abseits ihrer eigenen Teamkameraden zu Gesicht bekommen.

Fluchtpunkt

Der DMZ-Modus ist die einzige Spielart in „Warzone 2.0“, die sich von den Battle-Royale-Gefechten abhebt und etwas Neues anbietet. Hier steht das Absolvieren von Aufträgen im Vordergrund, in denen Sie primär gegen KI-Widersacher antreten. Zudem müssen Sie einen der „Extraction Points“ erreichen, um sicher aus Al Mazrah zu fliehen.

Das Prinzip erinnert entfernt an den auf Realismus getrimmten Shooter „Escape from Tarkov“, der sich seit sechs Jahren in der Entwicklung befindet. Allerdings ist der Anspruch beim Konkurrenzprodukt deutlich höher, weil dort die Physik-Engine mehr Realismus bietet, einzelne Treffer deutlich mehr Schaden anrichten und einige stereotypische Shooter-Mechaniken fehlen (zum Beispiel die automatische Heilung, wenn der Zocker mehrere Sekunden lang keinen Treffer kassiert). „Warzone 2.0“ hingegen fühlt sich auch im DMZ-Modus relativ leicht und für Genre-Neulinge gut zugänglich an.
Call of Duty: Kriegsgebiet 2.0

Shopping-Tour: In den Gebäuden von Al Mazrah wimmelt es nur so vor Regalen, in denen der Zocker allerlei Waffen, Munition und weitere Ausrüstungsobjekte abstauben kann.

Am Rande sei noch erwähnt, dass es auch in DMZ Festungen gibt. Allerdings lassen sie sich hier nicht so ohne Weiteres erstürmen und Sie benötigen obendrein eine passende Schlüsselkarte. Letztere lässt sich gegen Geld kaufen, das Sie überall in Al Mazrah finden oder durch das Absolvieren von Aufträgen verdienen. Oder Sie bekämpfen so lange in der Nähe der Festung irgendwelche Computersoldaten, bis einer eine Schlüsselkarte fallen lässt.

Somit klingt „Warzone 2.0“ auf dem Papier äußerst umfangreich und vielversprechend. Und in der Tat gefallen die neuen Modi, die gut ausgearbeitete Spielwelt und das atmosphärische Ego-Shooter-Gefühl. Trotzdem gibt es zwei mittelschwere Probleme zu beklagen, die mit dem Komfort von „Warzone 2.0“ zusammenhängen: Zum einen ist die Menüführung bemerkenswert unübersichtlich – es gibt viel zu viele Optionen und leider keine vernünftige Anleitung. Zum anderen hat das Spiel auch mehr als zwei Wochen nach seiner Veröffentlichung mit der Technik zu kämpfen. Viele Spieler und Spielerinnen berichten von regelmäßigen Abstürzen, während COMPUTER BILD im Test auffällig viele Lags und damit zusammenhängende Ruckler verzeichnete. Diese sind teilweise so stark, dass sie das Spielen für einige Sekunden unmöglich machen. Hier sollten die Entwickler von Raven Software unbedingt am Ball bleiben und nachbessern.

Release: „Call of Duty: Warzone 2.0“ erschien am 16. November 2022 für PC, PlayStation 4, PlayStation 5, Xbox One und Xbox Series X. Das Spiel hat eine Altersfreigabe ab 18 und ist kostenlos spielbar.



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