Ein bisschen MOBA, etwas Rollenspiel, Third-Person-Perspektive, fünf Teams, 100 Spieler, Mittelalter, Roboter und noch vieles mehr. Das passt alles in ein Spiel? Ich würde es auch nicht glauben, wenn ich es nicht auf der Gamescom 2022 gesehen und später sogar angespielt hätte.
Warlander lässt sich kaum in Worte fassen
Warlander nimmt sich viel vor und das könnte auch zum Problem des Spiels werden. Der Free-to-play-Titel wurde mir mit einem Video in einem düster mittelalterlich geschmückten Raum vorgestellt. Ein wenig bunter als der Name und die Deko dieses Raumes zunächst vermuten ließen, ist das Spiel dann aber doch.
Im Gegensatz zu reinen MOBAs wie League of Legends oder Dota 2, die auf feste Heldendesigns setzen, könnt ihr euren Charakter wie in einem RPG selbst erstellen, ihm verschiedene Hautfarben und Frisuren geben sowie seine Rüstungen und Schilde mit verschiedenen Farben und Mustern schmücken. Durch das Aufleveln und Sammeln von Ausrüstung mit unterschiedlich hohem Raritätswert erhalten die Figuren bessere Werte und Fähigkeiten, bekommen aber auch eine längere Abklingzeit.
Während eines Matches könnt ihr zwischen Klerikern, Kämpfern und Magiern von unterschiedlicher Stufe wechseln, wenn ihr genug Valor-Punkte gesammelt habt. Diese erhaltet ihr durch bestimmte Aktionen. Fünf Charaktere bilden ein Deck, dieses legt den Pool fest, aus dem ihr wechseln dürft. Sechs dieser Decks könnt ihr aktuell speichern. Dann müsst ihr eure Zusammenstellungen nicht jedes Mal neu zusammensuchen. Cool ist es auch, dass selbst die Meele-Klassen die Möglichkeit haben, eine Armbrust zu nutzen und aus der Ferne zu kämpfen.
Auch sonst hat das Spiel mit den klassischen Multiplayer-Online-Battle-Arenas nicht viel zu tun. Ja, es gibt Türme und eine Basis und diese erreicht ihr über gewisse Pfade, die „Lanes“ und ihr kämpft gegen andere Spieler. Viel mehr Gemeinsamkeiten gibt es dann aber auch schon nicht mehr. Daher nennt der Entwickler selbst das Spiel auch nur Online-Multiplayer und nicht MOBA.
Matches, wie ich sie noch nie gesehen habe
Von der Aufteilung der Teams war ich besonders überrascht, denn hier können nicht nur zwei Teams gegeneinander antreten, sondern auch fünf Gruppen können sich bekämpfen. Die Karte ist in diesem Fall wie ein Pentagramm aufgebaut und jedes Teams besteht aus 20 Spielern. Ihr könnt alleine oder mit maximal drei weiteren Spielern antreten. Ihr spielt also immer auch mit fremden Spielern zusammen.
Die Karte ist wandelbar, ihr könnt Türme und Brücken zerstören, um euch neue Wege zu erschließen und diese wieder aufbauen. Die Türme sind dazu da, um diese einzunehmen. Sobald ihr sie eingenommen habt, könnt ihr sie als Spawn-Punkte nutzen und euch so einen zeitlichen und taktischen Vorteil schaffen.
Weil das alleine noch nicht reicht, gibt es auch Fähigkeiten, die zufällig auf der Karte erscheinen. So könnt ihr einen großen Tornado auslösen oder in einen riesigen Kampfroboter steigen – das passiert aber eher selten. Auch große Katapulte könnt ihr nutzen, wenn ihr eure Burg verteidigen wollt. Völlig verrückt, das alles. Wie ihr euch vorstellen könnt, hatte ich nach der Vorstellung dieses vollgestopften Konzepts eine Menge Fragen. Für ein paar davon blieb sogar noch etwas Zeit.
Ist Warlander nun übersättigt?
Ein wenig skeptisch, wie das alles funktionieren soll, bin ich nach den ersten Runden immer noch. Immerhin wollen diese vielen Features auch gut gebalalnced sein und Spieler müssen sie intuitiv nutzen können – auch bei Matches zwischen fünf Teams. Aktuell fühlt es sich an, als hätte man drei unterschiedliche Spiele wild ineinander gemischt. Ein wenig chaotisch war es im ersten Match schon. Manchmal ist weniger einfach mehr.
Bei der zweiten Runde war alles ein wenig klarer. Immerhin bekommt man vorab eine Rolle zugewiesen – unabhängig von der Klasse. Beschütze die Burg! Okay, Chef! Die Minikarte hilft ein wenig beim Orientieren und die Feinde werden recht eindeutig angezeigt, besonders wenn sie Schaden erleiden. Das ist auch wichtig, denn die Karte wirkt ein wenig rauchig. Auf niedriger Helligkeit oder mit einem schlechten Kontrast würde ich Warlander nicht spielen wollen.
Besonders positiv ist mir das flüssige Gameplay in Erinnerung geblieben. Schüsse, Schläge und Bewegungen wurden allesamt sauber und ohne Probleme ausgeführt. Das ist extrem wichtig, denn es ist auch so schon chaotisch genug, wenn die Feinde aus allen Lanes versuchen sich in die Burg zu schleichen, andere stürmen mit einem Kampfroboter drauflos und an jedem wichtigen Punkt soll dann ja auch noch ein Trupp verteidigen.
Teamwork und Taktik sind hier also wichtig – schweigend vor euch hinspielen solltet ihr nicht. Viel eher muss jeder Spieler kommunizieren, wo er den Feind sichtet, wo Spieler gebraucht werden, welche Bauten eingenommen oder repariert werden müssen und mit welcher Taktik man selbst zurückschlagen will. Ganz schön viel worauf man hier achten muss
Als Spieler mit einer eher flachen Lernkurve, ist es mir innerhalb der zwei Runden, die ich mal reinschnuppern durfte, nicht gelungen vollständig durchzusteigen. Selbst wenn die Theorie klar ist, musste ich mich auf der Map ein wenig warmlaufen, ein Gefühl für die Handhabung der Waffen und Fähigkeiten bekommen und alle lustigen Features, die ein League of Legends nicht zur Verfügung stellt, einmal ausprobieren.
MOBA-Kenntnisse bringen euch hier auch nur bedingt weiter und auch sonst ist es als Einsteiger nicht ganz so leicht, sich einen Überblick zu verschaffen. Da es aber schon nach dem zweiten Spiel deutlich einleuchtender war, nehme ich an, dass man sich doch schneller an das wilde Gewusel gewöhnt, als ich befürchtet hatte. Trotzdem könnte diese Wucht an Elementen und Möglichkeiten viele Spieler abschrecken. Neben dem hilfreichen Trainings-Modus wäre ein abgespeckter Spaß-Modus für mich eine ideale Lösung.
Was sagen die Entwickler dazu?
Wie der Entwickler es schaffen will, dass die Spieler bei so vielen Features nicht gnadenlos überfordert werden, wollte ich gleich als Erstes wissen. Das Team hält die eingebauten Anweisungen für ausreichend. Es gibt etwa Tipps, die ihr vor einer Runde durchlesen könnt. Zusätzlich definiere die Rolle, die man einnehme ja bereits, welche Aufgaben man zu erledigen habe. Das hat mir tatsächlich geholfen, durch das Beschränken auf einen bestimmten Aufgabenbereich, ein wenig mehr Überblick zu behalten.
Auch die seltsame Welt, in der Heere mit Kampfrobotern und Zaubertornados Festungen erobern, wird im Laufe der Geschichte noch erklärt. Vorab wollte mir das Entwicklerteam aber nicht verraten, wie das alles zusammenhängt, das sollen Spieler lieber selbst herausfinden. Außerdem sollte Warlander kein reines Mittelalterspiel werden. Mit einer Welt, in der alles möglich ist, lassen sich auch wunderbar neue Inhalte einfügen.
Und ja, neue Seasons soll es geben, ebenso wie einen Battle Pass. Es kommen also laufend neue Inhalte hinzu. Wie lange eine Saison dauern soll, steht noch nicht fest, aber das Team hinter Warlander konnte sich bisher am besten mit einem Zyklus von drei Monaten anfreunden. Ein Ranking-System gibt es aber vorerst nicht, dieses soll erst später dazukommen. Eure Leistung wird trotzdem gemessen, um die Gegnersuche fair zu gestalten.
Selbst ausprobieren könnt ihr Warlander schon ab Montag, dem 12. September. Hier startet die offene Beta auf dem PC. Versionen für PS5 und Xbox Series kommen erst später – ebenso wie Crossplay zwischen den Plattformen.